Ehe ich anfing, diese Kleidung zu tragen, habe ich mich bei muslimischen Freundinnen erkundigt, ob sie es als kulturelle Aneignung betrachten. Es war mir schon wichtig, keine Gefühle zu verletzen.

In vielen Ländern der islamischen Welt ist es üblich, dass sich auch nichtmuslimische Frauen verschleiern, manchmal wird es auch erwartet, zumindest in bestimmten Situationen. Der Schleier wird von vielen Musliminnen nicht als religiöses Symbol verstanden, sondern als angemessene Kleidung für Frauen – besonders für religiöse Frauen, die sich bescheiden (manche würden ergänzen: tugendhaft) kleiden wollen.

Hinzu kommt, dass Musliminnen natürlich wissen, dass auch das Judentum und das Christentum den Schleier kennen, auch wenn gerade westliche Christinnen ihn oft nicht mehr tragen, abgesehen beispielsweise von Nonnen.

Viele Musliminnen freuen sich außerdem, wenn nichtmuslimische Frauen ihnen auf diese Weise Anerkennung ihrer Werte und Respekt für diese Werte demonstrieren.

Eine Frau, die den Schleier aus religiöser Überzeugung trägt und respektvoll damit umgeht, begeht keine kulturelle Aneignung. Sie sollte aber, wenn sie sich mit einer Muslimin trifft, darauf aufmerksam machen, dass sie selbst keine Muslima ist, um Missverständnisse zu vermeiden; denn gerade im Westen wird eine Frau, die sich verschleiert, leicht für eine Muslimin gehalten.

Anders ist es, wenn der Schleier etwa als Verkleidung im Karneval oder zu Halloween getragen wird. Das ist dann ohne jeden Zweifel kulturelle Aneignung und stellt eine schwere Beleidigung dar. Wer den Schleier trägt, darf dies nicht aus Spaß oder zum Vergnügen tun, sondern aus Gründen der Religion und der Bescheidenheit.

Im Gegensatz zum Dschilbab oder Nikab wird der Burkini häufiger von nichtmuslimischen Frauen getragen. Auch hier ist es keine kulturelle Aneignung, wenn nichtmuslimische Frauen ihn aus einem nachvollziehbaren Grund tragen, etwa, weil sie nicht zu viel nackte Haut zeigen wollen, um Narben zu verdecken oder eben aus Gründen der Religion oder Bescheidenheit.

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