„Gesicht zeigen!“
„Offene Gesellschaft!“ 
„Offene Kommunikation!“

Wir Nikabis werden unter Verwendung dieser drei Schlagworte oft aufgefordert, den Nikab abzulegen. Aber was besagen diese Worte wirklich? Worum geht es dabei eigentlich? Geht es tatsächlich darum, das Gesicht nicht zu verhüllen?

Gesicht zeigen

Gesicht zeigen ist der Titel einer Kampagne gegen Ausgrenzung, Rassismus, Faschismus und Rechtsextremismus. Personen haben sich mit Portraits in Anzeigen gezeigt und erklärt, sie seien gegen Rassismus. 

Bei „Gesicht zeigen“ geht es nicht darum, dass Menschen ihr Gesicht nicht verhüllen, sondern dass sie Zivilcourage zeigen sollen. Sich einsetzen sollen für Schwächere, für Minderheiten. Es geht um Zivilcourage.

Es war Julia Klöckner, die wohl als erste den Slogan „Gesicht zeigen“ zweckentfremdet und von seiner eigentlichen Bedeutung gelöst hat, um ihrer Forderung nach einem Burkaverbot Nachdruck zu verleihen. Es ist schon ziemlich dreist, den Slogan einer Kampagne gegen Rassismus für eine rassistische Forderung zu verwenden. 

Offene Gesellschaft

Die offene Gesellschaft beruht auf einem Konzept von Karl Popper, das dieser nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt hat. Eine Gesellschaft, in der sich die Schrecken der Nazi-Zeit und des Faschismus nicht wiederholen können, in der die Bürgerinnen und Bürger in Freiheit leben können. Es ist ein antifaschistisches Konzept. Es verbindet Offenheit, Demokratie, Freiheit, Vielfalt.

Ein zentraler Punkt in Poppers Konzept ist, dass der Staat den Bürgern nur die nötigsten Vorschriften machen sollte, dass er nur solche Verbote erlässt, die zwingend erforderlich sind – auch in religiösen Belangen. Die Religionsfreiheit als Menschenrecht spielt in der offenen Gesellschaft eine große Rolle. Ein Nikab-Verbot ist nach Poppers Konzept der offenen Gesellschaft undenkbar, es würde zu sehr in die Freiheit der Bürger eingreifen. 

Wer tatsächlich eine offene Gesellschaft will, sorgt dafür, dass die Menschen im Staat freie Entscheidungen treffen können, ohne durch staatliche Ge- und Verbote unnötig eingeschränkt zu werden. Ein Verbot von Nikab oder Hidschab wäre eine solche unnötige Einschränkung. Dadurch wäre die Gesellschaft in ihrer Offenheit und Freiheit eingeschränkt. 

Offene Kommunikation

Offene Kommunikation bedeutet, dass Menschen offen und ehrlich miteinander kommunizieren, ohne zu lügen, ohne etwas zu verheimlichen, ohne den oder die Kommunikationspartner hinters Licht führen zu wollen. Damit, dass das Gesicht unbedeckt sein müsse, hat die offene Kommunikation nichts zu tun. Es geht um Offenheit, um Ehrlichkeit. 

Ein Nikab-Verbot beispielsweise, das als Gesichtsverhüllungsverbot vollverschleiert ist, ist das Gegenteil von offener Kommunikation. Um zu verhindern, dass das Verbot des Nikabs als diskriminierend entlarvt wird, gibt man es als Gesichtsverhüllungsverbot aus, obwohl es nie darum ging, jede Gesichtsverhüllung zu verbieten, sondern immer um ein Verbot des Nikabs, des islamischen Gesichtsschleiers. 



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