Ich habe ein neues Wort kennengelernt: Femonationalismus.

Dabei handelt es sich um etwas, das Frauen, die Hidschab oder Nikab tragen, regelmäßig erleben: Frauenrechte werden für die rechte politische Agenda instrumentalisiert.

Der Femonationalismus betrachtet den Islam als misogyne Religion und Bedrohung für Frauenrechte und den muslimischen Mann als Bedrohung für (weiße) Frauen und ihre sexuelle Selbstbestimmung.

Muslimische Frauen, die Hidschab oder Nikab tragen, werden als unemanzipiert betrachtet, als unsolidarisch mit Frauen, die sich nicht bedecken. Sie gelten als Komplizinnen der als Bedrohung gesehenen muslimischen Männer. Durch ihre Verschleierung würden andere Frauen als „Freiwild“ abgestempelt, die von muslimischen Männern aufgrund dessen sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt werden. Muslimische Frauen, die sich verschleiern, würden sich für „besser“ halten als unverschleierte Frauen.

Der Femonationalismus inszeniert sich als „einzig wahrer Feminismus“, während linke und intersektionale Feministinnen die Frauen an den Islam verraten hätten. So grenzen sich Femonationalisten sowohl vom Islam als auch vom Feminismus insbesondere der dritten und vierten Welle, dem intersektionalen Feminismus, ab. Über das Thema „Der Islam bedroht unsere Frauen“ hinaus haben sie aber keine feministischen Anliegen.

Der Femonationalismus betrachtet den Islam und damit auch Hidschab und Nikab als mit dem „christlichen Abendland“ unvereinbar. Femonationalisten weigern sich, Muslime, vornehmlich auch Frauen, die Hidschab und Nikab tragen, als Deutsche, Österreicherinnen, Schweizerinnen bzw. als Europäerinnen anzuerkennen. Sie seien eine Bedrohung für die jeweilige Kultur und einheimische Sitten und ihre Duldung würde dazu führen, dass früher oder später „unsere Frauen und Töchter“ allesamt „Burka“ tragen müssten. 

Femonationalisten täuschen Solidarität mit Frauen vor, um ihren Rassismus zu rechtfertigen: „Wir haben natürlich nichts gegen den Islam, aber wir wollen unsere Frauen beschützen“. 

Eines der wichtigsten Ziele des Femonationalismus ist das Verbot von Hidschab und insbesondere Nikab („Burka“). Dabei geht es vordergründig darum, dass muslimische Frauen nicht mehr als solche wahrgenommen werden, sondern unsichtbar werden. Die Verbote sollen auch dazu führen, dass muslimische Frauen sich zurückziehen, am besten natürlich das Land verlassen. 

Mit Feminismus und Emanzipation hat der Femonationalismus nichts am Hut. Frauenrechte sind ihm egal – sie werden, wie zuvor besprochen, nur instrumentalisiert, soweit es für den rechtsextremen und nationalistischen Kampf gegen den Islam sinnvoll erscheint. Ansonsten dürfen Frauen nicht darauf hoffen, Unterstützung in ihrem Streben nach Gleichberechtigung und Emanzipation zu erfahren. Um als Frau in rechten Parteien Karriere zu machen, ist eine femonationalistische und damit islamfeindliche Einstellung zwingend erforderlich. Diese rechten Frauen dienen als Beleg für die angeblich frauenfreundliche Haltung der Partei, haben aber vor allem die Aufgabe, femonationalistische Ideen zu verbreiten. Als Frauen gelten sie dabei als besonders „vertrauenswürdig“.

Gehe zum zweiten Teil.

Keine Kommentare

Kommentar hinterlassen

Als Antwort auf Some User