Im ersten Beitrag über Femonationalismus habe ich diesen allgemein beschrieben.
In diesem zweiten Beitrag geht es um das Thema Hidschab- und Nikabverbote. Denn auch sie sind Teil der femonationalistischen, gegen den Islam gerichteten Strategie.
Zuerst behaupten Femonationalisten natürlich, dass Hidschab oder Nikab oder auch Burkini tragende Frauen eine Gefahr für einheimische Frauen wären. Sie würden die Emanzipation der Frauen zurückwerfen, sie seien unsolidarisch mit Frauen, die sich nicht verschleiern, durch ihre Kleidung würden unverschleierte Frauen von muslimischen Männern als Freiwild gesehen.
Darum fordern sie natürlich Verbote von Hidschab, Nikab und Burkini, teilweise sogar von Abayas, Khimars, Dschilbabs oder langen Röcken.
Um ihre Forderung im Sinne des Feminismus zu rechtfertigen, behaupten Femonationalisten dabei oft, sie wollten die muslimischen Frauen befreien. Denn muslimische Frauen würden zur Bedeckung, zur Verschleierung gezwungen, sie hätten ja keine freie Wahl aufgrund ihrer Religion, ihrer Kultur und natürlich der Männer, die ihnen den Schleier aufzwingen. Auf den Einwand, dass viele dieser Frauen sich freiwillig bedecken, heißt es dann oft, diese Frauen wüssten gar nicht, dass sie nicht frei seien. Sie seien „gehirngewaschen“ oder litten unter dem „Stockholm-Syndrom“ (das es nebenbei bemerkt gar nicht gibt). Sie müssten gegebenenfalls zu ihrer Befreiung gezwungen werden. Das sei zu ihrem Besten.
Femonationalisten neigen dazu, muslimische Frauen zu entmündigen, insbesondere jene Frauen, die sich freiwillig bedecken. Sie werden als unmündig betrachtet, gefangen im Netz von Religion, Kultur und Patriarchat.
Sie behaupten, ein Verbot sei zum Besten der muslimischen Frauen, es werde sie befreien. Wer für Frauenrechte und Gleichberechtigung sei, könne gar nicht anders, als ihrer Forderung zuzustimmen.
Nun ist es tatsächlich so, dass manche muslimische Frauen gezwungen werden, Hidschab oder auch Nikab zu tragen. Das ist leider eine Tatsache, die auch muslimische Feministinnen stets betonen.
Allerdings würde ihnen ein Verbot gar nicht helfen; denn eine muslimische Frau, die zur Verschleierung gezwungen wird, wird immer auch zu anderen Dingen gezwungen, die weit über die Verschleierung hinausgehen. Ein Verbot des Hidschabs oder des Nikabs löst keine Probleme dieser Mädchen und Frauen. Im schlimmsten Fall darf das Mädchen oder die Frau das Haus nicht mehr verlassen. Diese anderen Dinge, zu denen muslimische Frauen möglicherweise gezwungen werden, interessieren femonationalistische Verbotsbefürworter allerdings in der Regel wenig bis gar nicht.
Zum anderen: Selbst wenn eine Frau gezwungen wird, Hidschab oder Nikab zu tragen, bedeutet das ja nicht, dass sie gegen den Schleier ist – es kann sehr gut sein, dass sie den Schleier freiwillig aus religiösen Gründen trägt, aber den Zwang dazu ablehnt. Das ist etwas, das Frauen im Iran immer wieder betonen: Sie kämpfen nicht gegen den Hidschab, sondern gegen den Zwang zur Verschleierung, gegen den obligatorischen Hidschab. Darunter auch viele Frauen, die den Hidschab freiwillig tragen, aber zugleich betonen, dass es laut Koran in der Religion keinen Zwang geben darf. Einige legen den Schleier sogar ab, um gegen den Zwang zu protestieren. Sie würden ihn erst wieder tragen, wenn es keinen Zwang mehr gäbe.
Femonationalisten wissen natürlich, dass ein Verbot von Hidschab und Nikab den Frauen nicht hilft. Darum geht es ihnen auch nicht. Ihr Ziel ist nicht, den Frauen zu helfen, sondern dafür zu sorgen, dass Hidschab und Nikab verschwinden, dass am besten die Frauen infolge des Verbots das Land verlassen.